Logopädie Sprech- und Sprachtherapie
Ebenso werden in der logopädischen Therapie Redeflussstörungen (Stottern, Poltern) oder die Auswirkungen einer gestörten Gaumensegelfunktion oder einer Lippenkiefer-Gaumenspalte („Näseln“) behandelt.
Die Verbesserung der sprachlichen und kommunikativen Fähigkeiten sind die übergeordneten Ziele der logopädischen Therapie. Sie basieren stets auf den individuellen Symptomen des Betroffenen.
Sprachentwicklungsstörung
Das Gehör und die Hörverarbeitung im Gehirn sind die Basis für das Erlernen der Sprache. Hörstörungen sind häufig die Ursache von Sprachentwicklungsverzögerungen. Somit spielt bereits in den ersten Lebensjahren die Überprüfung der auditiven Funktionen (der Hörfunktionen) eine entscheidende Rolle. Liegen Hörprobleme vor, überprüft ein Hals-Nasen-Ohrenarzt oder ein Phoniater die Funktionsfähigkeit des Außen- und Mittelohrs (peripheres Hörvermögen), wie auch die Verarbeitung des Gehörten im Gehirn (zentrale Hörverarbeitung).
Bei einer Sprachentwicklungsverzögerung können die Bereiche Wortschatz, Grammatik oder die Artikulation von Sprachlauten betroffen sein.
Artikulationsstörung
Bei einer Artikulationsstörung (Dyslalie) werden zum Beispiel häufig die Zischlaute s, z, sch oder ch falsch gebildet. Dies kann zu einem Lispeln (Sigmatismus) führen, bei dem sich die Zunge beim Sprechen an oder zwischen den Zähnen befindet. Es können aber auch alle anderen Laute der Sprache von einer Artikulationsstörung betroffen sein, wie z.B. dass ein Kind den Buchstaben „k“ durch ein „t“ ersetzt.
Orofaziale Schwäche/ Myofunktionelle Störung
Zudem werden Kinder und Erwachsene mit einer myofunktionellen Störung logopädisch behandelt. Ist ein Mensch von einer myofunktionellen Störung oder einer orofazialen Schwäche (Gesichtsmuskelschwäche) betroffen, hat er ein muskuläres Ungleichgewicht im Mund- und Gesichtsbereich.
Häufig auftretende Hals- Nasen- und Ohrenerkrankungen können zum Beispiel die Ursache für eine (dauerhafte) Mundatmung sein, die erneut zu einer erhöhten Anfälligkeit für Infekte oder auch zu einer gestörten Mundflora führen kann. Somit kann die Erarbeitung der physiologischen Nasenatmung bei geschlossenem Mund ein Ziel der logopädischen Therapie sein. Denn strömt die Luft physiologisch durch die Nase ein und aus, wird sie befeuchtet und gefiltert. Zudem wird die eingeatmete Luft mittels der Nase angewärmt in die Lunge geleitet.
Auditive Verarbeitungs- und Wahrnehmungsstörung
Ist die zentrale Hörverarbeitung beeinträchtigt, spricht man von einer auditiven Verarbeitungs- und Wahrnehmungsstörung. (AVWS) Sie führt bei den Betroffenen zu einer gestörten Wahrnehmung von Sprachlauten. So können zum Beispiel ähnlich klingende Laute nicht unterschieden werden, oder Sprachlaute werden in der falschen Reihenfolge aufgenommen. Ebenso kann die durch das Gehirn gesteuerte Ausblendung von „Störschall“ beeinträchtigt sein: Für den Betroffenen klingen alle Geräusche gleich laut. Somit kann es für einen Menschen mit einer AVWS sehr anstrengend sein, sich bei Umgebungsgeräuschen auf einen Kommunikationspartner zu konzentrieren und ihn zu verstehen.
Zudem kann eine AVWS dazu führen, dass die Aufnahme und Speicherung von längeren Aussagen eines Kommunikationspartners nicht oder nur unvollständig funktioniert.
Die Symptome einer AVWS können zu einer Lese- Rechtschreibschwäche führen: Die unvollständige oder falsche Wahrnehmung und Verarbeitung von Sprachlauten kann sich im Schriftbild widerspiegeln.
Die beschriebenen Symptome äußern sich in unterschiedlicher Ausprägung und Gewichtung. Aus diesem Grund wird die logopädische Behandlung individuell auf den Betroffenen abgestimmt.
Neurologische Störungsbilder
Hirnorganische Schädigungen können die neurologischen Störungsbilder Aphasie, Dysarthrie sowie Apraxie zur Folge haben. Hierbei sind die Bereiche Wortfindung, Artikulation, Satzbau als auch das Sprachverständnis unter Umständen erheblich beeinträchtigt.
Das Erreichen einer verbesserten oder wiederhergestellten Kommunikationsfähigkeit und die damit verbundene (wiedererlangte) Teilhabe am sozialen oder beruflichen Leben kann im Zusammenhang mit neurologischen Störungsbildern ein für den Betroffenen wichtiges Ziel der logopädischen Behandlung sein.
Fazialisparese (Gesichtslähmung)
Unser Gesicht hat eine große Anzahl an Muskeln, welche wiederum in verschiedene Muskelgruppen unterteilt sind. Einen bedeutenden Parameter stellt die mimische Muskulatur dar, welche u.a. lächeln, blinzeln, Stirn runzeln oder Nase rümpfen gewährleistet. Diese Funktionen hängen praktisch an einem Strang, dem Nervus Facialis.
Er ist der siebte Hirnnerv und für die Innervation unseres Gesichtes zuständig.
Wenn der Nerv beschädigt wird, treten Lähmungserscheinungen in bestimmten Bereichen des Gesichtes auf. Hier ist jedoch eine Differenzierung von zwei Arten der Fazialisparese notwendig:
1. zentrale Fazialisparese: Die zentrale Fazialisparese entsteht, wie der Name bereits andeutet, zentral, also im Gehirn z.B. durch einen Schlaganfall oder einem Gehirntumor. Des Öfteren bleibt hierbei jedoch die muskuläre Funktionalität der Stirnpartie erhalten, was im Folgenden nicht der Fall ist.
2. periphere Fazialisparese: Bei der zweiten Form der Gesichtslähmung tritt die Schädigung des N. Facialis zwischen Nervenkern im Gehirn und versorgten Gebiet im Gesicht auf. In vielen Fällen sind Entzündungen, wie z.B. eine Mittelohrentzündung ausschlaggebend. Hinter dem Ohr, innerhalb des Kopfes, befindet sich ein wichtiger Kanal des N. Facialis, welcher sich von dort in seine verschiedenen Äste über das ganze Gesicht ausbreitet.
Somit ist bei dieser Form meist eine gesamte Gesichtshälfte betroffen.
Innerhalb der logopädischen Behandlung werden verschiedene Methoden zur Verbesserung der Problematik bzw. zur Reaktivierung der gelähmten Gesichtsstrukturen durchgeführt. Zum einen werden motorische Übungen ausgeführt, welche den Sinn haben, eigenständige Reize zu setzen, was die Patienten auch in jedem Fall selbstständig üben können und sollten. Zum anderen werden Massagetechniken eingesetzt, um durch physische Reize die natürliche Funktionalität der betroffenen Muskulatur zu fördern und zu fordern. Zuzüglich werden thermische Reize verwendet, um über einen zusätzlichen Reiz Stimulationen auszuüben, um letztlich den bestmöglichen Therapieerfolg zu gewährleisten.