Logopädie Schlucktherapie

Das Schlucken ist ein in der Regel unbewusster Vorgang, der über tausend Mal pro Tag passiert. Aus diesem Grund ist es wichtig, dass dieser Vorgang möglichst problemlos durchgeführt werden kann. Es kann jedoch zu Störungen einzelner Phasen, oder auch des gesamten physiologischen Schluckaktes und somit zu einer Schluckstörung (Dysphagie) kommen. Es bestehen verschiedene Ursachen, z.B. generell altersbedingte Gründe (Erschlaffen der Muskulatur) oder aufgrund einer neurologischen Erkrankung (z.B. Parkinson, ALS, Demenz etc.). Zudem können postoperative Schädigungen der Kehlkopf-, Zungen- oder Gaumenstruktur zu einer Schluckstörung führen (z.B. Teilresektion der Epiglottis). Symptome können sein: Häufiges Verschlucken/Husten/Räuspern beim Essen und/oder Trinken. Dies wird in diesem Fall ausgelöst durch z.B. Nahrungsreste, die aufgrund des gestörten Schluckvorganges im Mund und Rachenraum zurückbleiben und letztlich einen Hustenreiz initiieren. Zudem ist ein öfter auftretendes Austreten von Speichel aus dem Mund (Hypersalivation) ein mögliches Anzeichen für eine Schluckstörung. Überdies kann ein ständig wiederkehrendes Gefühl eines Kloßes im Hals ein Signal für ein fehlerhaft durchgeführten Schluckvorgang sein.

Bei einer unbehandelten Schluckstörung kann es zum ungewollten Eindringen von Substanzen in die Luftröhre bzw. in die Lunge kommen, was sich unter Umständen zu gesundheitlichen Komplikationen, beispielsweise in Form einer Lungenentzündung entwickelt.

Um dem präventiv vorzubeugen, kann eine Schlucktherapie durchgeführt werden, in welcher u.a. mithilfe von verschiedenen Schluckübungen, physikalischer sowie thermischer Stimulation, der physiologische Schluckakt gefestigt werden soll.

Infantiles viszerales Schluckmuster

Eine spezielle Form der Schluckstörung ist das infantile viszerale Schluckmuster bei Kindern. In diesem Fall handelt es sich um eine Störung der oralen Transportphase, also der Phase, in der die Nahrung oder die Flüssigkeit vom Mundraum in Richtung Speiseröhreneingang befördert wird. Das wichtigste Mittel für diesen Transport ist die Zunge, welche diesen Vorgang gewährleistet.

An dieser Stelle tritt nun beim Störungsbild des viszeralen Schluckmusters das Problem auf. Im Normalfall sollte sich die Zunge in Richtung der Papilla incisiva, dem kleinen „Knubbel“ direkt hinter den Schneidezähnen, und demgemäß nach vorne-oben bewegen. Dieser Punkt wird als Zungenruhelage (ZRL) bezeichnet. Die Zunge bewegt sich bei diesem Störungsbild allerdings addental, also an die Zähne heran und somit unphysiologisch. Dies kann dazu führen, dass sich die Zähne mit der Zeit nach außen wölben und einen offenen Biss bilden. Folge davon sind in den meisten Fällen Besuche beim Kieferorthopäden sowie eine Zahnspange zum Fixieren der Zähne. Nicht selten tritt zuzüglich eine großflächige orofaziale Schwäche im Bereich der Lippen-, Wangen- und Gaumenmuskulatur auf. Dies kann bis zu Erscheinungen wie der Hypersalivation (vermehrtes Austreten von Speichel) sowie Sprechfehlern wie dem Lispeln führen.

Innerhalb der logopädischen Therapie wird die Lippen-, Zungen- und Gaumenmuskulatur gekräftigt, um eine Basis für das Erlernen und Festigen der Zungenruhelage gewährleisten zu können. Dazu werden verschiedene Übungen und Spiele eingesetzt, bei denen die Kinder Bewegungen, vor allem mit den Lippen und der Zunge ausführen sollen. Letztlich soll sich die Zungenruhelage automatisieren, sodass sie auch im Alltag den Standard bildet.